Wasserverband Gersprenzgebiet - Projekte / Anlagen

Aktivierung von Retentionsraum an der Gersprenz in der Gemarkung Groß-Bieberau

Nach Planung der Zior Beratende Ing. GmbH, Darmstadt, entstand zwischen den Ortslagen Groß-Bieberau und Wersau ein weiterer Retentionsraum. Die Einstaufläche beträgt ca. 40 ha (Länge rund 1300 m) das Fassungsvermögen rund 500.000 m³. Im Bereich der Verwallung ist das Talprofil ca. 450 m breit.

Die Hochwasserentlastung ist als überströmbarer Teil des Walls, in Form einer Dammscharte, ausgebildet. Die Dammscharte erstreckt sich über die gesamte rechte Talseite und hat eine überströmte Länge von mindestens 200 m. Eine Schützöffnung mit seitlichen Flügelwänden ist der Betriebsdurchlass. Durch die Konstruktion mit Flügelwänden entfällt die sonst übliche Ausbildung eines langen und damit dunklen Rohrdurchlasses, der im Regelfall ein unnatürliches Hindernis für Flora und insbesondere Fauna bildet.

Die Hochwasserentlastung geschieht im Unterwasser über ein Raubett-Gerinne, das übererdet und begrünt ist. Die Kosten für das Projekt liegen bei rund 2,5 Mio. €. Dies entspricht einem Kostenaufwand von 5 € je m³, bei einem höchsten Stauvolumen von rund 500.000 m³.



Aktivierung von Retentionsraum an der Gersprenz in der Gemarkung Groß-Zimmern

1993 und 1995 wurden bebaute Gebiete von Groß- und Klein-Zimmern überschwemmt. Bei beiden Hochwässern entstanden erhebliche Sachschäden. Um vor zukünftigen Überschwemmungen sicher zu sein, waren wirksame Hochwasserschutzmaßnahmen dringend erforderlich. Es wurde versucht, ohne große Eingriffe in die Natur, die südlich von Groß-Zimmern sich anbietenden natürlichen Retentionsräume so zu aktivieren, dass zukünftig eine größerer Schutzraum für die Aufnahme von Hochwässern zur Verfügung steht.

Südlich von Groß-Zimmern fließt der Landwehrgraben der Gersprenz zu, wobei zwischen den beiden über eine längere Strecke parallel verlaufenden Vorflutern ein tiefer liegendes Flächenareal vorliegt, das bei einem Einstau von etwa einem halben Meter Wassertiefe und einer überstauten Fläche von rund 14 ha ein Speichervolumen von 68.000 m³ hat.

Unmittelbar hinter dem Zusammenfluss beider Gewässer wurde eine Gewässerprofileinengung vorgenommen, wodurch es zum Rückstau bzw. Einstau des Polders (Polder 1, Zwickelpolder) kommt. Ist das Stauziel erreicht, fließt das Wasser in den tiefer gelegenen Polder II (Seitenpolder). Dieser Hochwasserschutzraum in Form eines flach eingestauten Polders (Tiefe max. 1,1 m) wurde durch einen etwa 250 m langen und ca. 3 m hohen Wall geschaffen. In den Absperrdamm ist das Auslassbauwerk mit Schieber für den Normalabfluss des Hirschbaches und der Entleerung des eingestauten Polders integriert.

Bei einer überstauten Fläche von rund 24 ha hat dieser Polder einen Hochwasserschutzraum von ca. 174.000 m³. Es entstanden zwei hinsichtlich ihrer Einstauhöhe unterschiedlich gestaffelte Poldersysteme (Kaskadenpolder). Beim Einstau beider Polder auf ihrer derzeitigen unter ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten geplanten Stauziele kann bei einer gesamten überstauten Fläche von rund 38 ha ein Hochwasserrückhalteraum von 242.000 m³ geschaffen werden.

Wird das Stauziel überschritten, dann findet die Hochwasserentlastung durch eine Rückentlastung über einen ca. 250 m langen freien Überfall in die parallel zum Polder verlaufende Gersprenz statt. Zusätzlich zum Überlauf des Polders II über die Hochwasserrückentlastung in die Gersprenz gibt es eine zweite Hochwasserentlastung im weiteren Verlauf der Gersprenz. Hier können die Abflüsse über die L 3115 in das wie bisher auch vorgesehene Retentionsgebiet abgeleitet werden. Die Kosten für diese Baumaßnahme betrugen rund 1,8 Mio. €, also ein Kostenaufwand von 7,50 € je m³ Einstauvolumen.



Naturnaher Ausbau der Gersprenz und Schaffung von Retentionsraum an der Gersprenz in der Gemarkung Hergershausen

Nachdem im Rahmen des "Landmanagementprojekt Hergershäuser Wiesen" ein vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren eingeleitet wurde, ergaben sich die Anforderungen und auch die Möglichkeiten, den in diesem Gebiet liegenden Gewässerabschnitt naturnah auszubauen und in das Gesamtkonzept einzubinden.

Das Gewässer wurde vor ca. 40 bis 50 Jahren ausgebaut. Seitdem zeigt es meist gegliedertes Trapezprofil mit relativ gleichmäßigen Böschungen. Der Verlauf ist größtenteils als kanalartig zu bezeichnen. Die Rückbaustrecke umfasst eine Gesamtlänge von gut 1,8 km und verläuft gradlinig in östlicher Richtung.

Zielsetzung der wasserbaulichen Maßnahmen ist die Auflösung der konstanten Gerinnegeometrie. Hierfür sind zum Einen verschiedene größere Aufweitungsbereiche geplant, in denen ein neuer Gewässerhauptlauf mit mäandrierter Linienführung angelegt wird. Begleitend zum naturnahen Ausbau wurden zwei Polderbereiche angelegt. Diese wurden nördlich und südlich des Gewässerlaufs angelegt.

Hier wurde durch niedrige Bedämmungen mit einer Höhe von etwa 0,30 bis 0,80 m ein flächiger Retentionsraum in der Gewässeraue geschaffen. Anhand der topografischen Verhältnisse ergibt sich ein überschlägiges Rückhaltevolumen von jeweils 10.000 bis 12.000 m³. In der Hauptsache wurden die Dämme durch Erhöhung der vorhandenen Wirtschaftswege angelegt.

Generell muss unter Berücksichtigung der Hochwassergefährdung an allen Rückhaltestandorten versucht werden, einen Kompromiss zwischen Schutzbedürfnis und ökologischen bzw. landschaftsplanerischen Belangen zu erzielen.



Naturnaher Ausbau des Richer Baches in den Gemarkungen Richen und Altheim

Im Rahmen des Programms "Naturnahe Gewässer in Hessen" wurde der Rückbau des Richer Baches auf einer Länge von rund 3,0 km in den Gemarkungen Richen und Altheim umgesetzt

Der hier zuständige Wasserverband Gersprenzgebiet beauftragte die Planungsgemeinschaft
Ing.-Büro Krimmelbein
Bad König
Wasserbau
Ing.-Büro Linke
Riedstadt
Landschaftsplanung

mit der integrierten Planung für die naturnahe Umgestaltung der genannten Gewässerstrecke.

Die Aufgabe der Planung war es, Möglichkeiten zur Änderung der Linienführung und zur Schaffung von Profilaufweitungen sowie eine geeignete gewässerbegleitende Bepflanzung planerisch zu erfassen und darzustellen. Planungsziel war, den Bachlauf durch diese Maßnahmen in einen für das Gebiet naturnahen Zustand zu versetzen, wobei eine allgemeine Verbesserung der Gewässerökologie und natürliche Entwicklung der Gewässerlandschaft angestrebt wurde.

Nach Vorgabe des hessischen Programms "Naturnahe Gewässer" waren hierfür die Belange von Wasserbau und Landschaftspflege gleichermaßen zu berücksichtigen und bei der Entwurfserstellung abzustimmen, wodurch ein gesonderter landschaftspflegerischer Begleitplan entfiel. Bei der Planung wurden dementsprechend die Anforderungen des Natur- und Artenschutzes für die gesamte Gestaltung zugrundegelegt, wobei jedoch verschiedene örtliche Rahmenbedingungen zusätzlich zu beachten waren.Hier sind besonders die Hochwassersicherheit, Art und Umfang der Gewässernutzung und die Nutzungen und Eigentumsverhältnisse der angrenzenden Flächen zu nennen.

Im weiteren wurde der Planungsrahmen von den für Wasser- und Landschaftsbau geltenden DIN-Normen und den gesetzlichen Bestimmungen durch das Wasserhaushaltsgesetz, das hessische Wassergesetz, das hessische Naturschutzgesetz sowie das Bundesnaturschutzgesetz vorgegeben


Naturnaher Ausbau der Semme in den Gemarkungen Semd und Altheim

Die Ziele, die Rückgewinnung des Gewässersystems als Lebensraum Bach, die Schaffung von möglichst vielfältigen Übergangs- und Vernetzungszonen zwischen den Lebensräumen Wald, Wiese, Acker und Bach konnten durch die Maßnahme erreicht werden.

Überaus positiv war, dass durch die großzügige Bereitstellung der vorgesehenen Flächen eine fast völlige Umsetzung der Planung möglich wurde. Dies konnte durch umfangreichen Flächenerwerb und Flächentausch durch den Wasserverband Gersprenzgebiet erreicht werden. Die Gewässerparzelle der Semme besaß vor der Umbaumaßnahme eine Fläche von 5.000 m². Nach dem naturnahen Ausbau steht der Semme nun eine Fläche von 70.000 m² zur Verfügung. Weiterhin wurde der Gewässerlauf der Semme durch die neue Linienführung von 3.000 m auf 3.200 m verlängert und so die Verweildauer des Wassers erheblich vergrößert.

Die Gesamtkosten für den naturnahen Ausbau der Semme beliefen sich auf 1.177.000 DM. 70 % der Kosten für den naturnahen Ausbau bezuschusste das Land Hessen, die übrigen 30 % der Kosten trug der Wasserverband Gersprenzgebiet.

Von einer Renaturierung im wörtlichen Sinne kann allerdings nicht gesprochen werden, weil keine vollständige Wiederherstellung des natürlichen Zustandes möglich ist und der naturnahe Ausbau sich nur auf einen Teilabschnitt der Semme beschränken konnte. Somit kann lediglich eine Verbesserung gegenüber der Naturzerstörung der Vergangenheit erreicht werden.

Um eine grundlegende Änderung der Umweltsituation zu erreichen, wäre der naturnahe Rückbau des gesamten Gewässers, einschließlich des damit erforderlichen Grunderwerbs, notwendig.

Die durchgeführten Maßnahmen sollen dazu beitragen, die natürliche Biotopqualität des Gewässerabschnittes und die intakte Uferrandregion mit ihrer hohen Bedeutung für das Gewässersystem wiederherzustellen. Der naturnahe Ausbauabschnitt trägt daher wesentlich als erster Schritt zur Verbesserung der ökologischen Situation bei.

Es bleibt zu hoffen, dass der naturnahe Ausbau der Semme, in der Gemarkung Semd, von einer "Wasserrinne zu einem lebendigen Gewässer" keine Ausnahme oder Einzelmaßnahme darstellt, sondern als positives Beispiel dient, um weitere Maßnahmen im Sinne des Hessischen Wassergesetzes und des Hessischen Naturschutzgesetzes umzusetzen.